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Vom Verkaufsrepräsentanten zum Koch im 4-Hauben-Restaurant
Interview mit einem Stiftungsteilnehmer der Offenen Arbeitsstiftung Steyr

TSCHANNETT Rudolf, wohnhaft in Lochau / Vorarlberg,
Jahrgang 1950

  • gelernter Einzelhandelkaufmann im Bereich Medizintechnik, Tätigkeit in einem Reisebüro in Dornbirn
  • zuletzt 20 Jahre bei der AUA als Verkaufsrepräsentant der Austrian Airlines im Außendienst
  • Ausbildung zum Koch mit außerordentlichem Lehrabschluss

Wer hat Sie von der Möglichkeit in die Arbeitsstiftung Steyr einzutreten informiert?

Ich wurde vom Betriebsratsvorsitzenden, Herrn Alfred Jung, darüber informiert, dass die Austrian Airlines Mitglied in der Offenen Arbeitsstiftung ist und ich in die Stiftung eintreten könnte.

Was waren Ihre Beweggründe in die Stiftung einzutreten?

Ich wollte nicht mehr in der gleichen Branche arbeiten. Mit der Stiftung habe ich die Chance gesehen, etwas ganz Neues lernen zu können. Das ist schon aus finanziellen Gründen sonst nicht möglich.


Wann sind Sie in die Stiftung eingetreten?

Ich bin am 14. Juli 2008 in die Stiftung eingetreten.


Hatten Sie bereits konkrete Vorstellungen über neue berufliche Perspektiven?

Ich bin schon mit der Vorstellung in die Stiftung eingetreten, die Ausbildung zum Koch zu machen, war mir aber überhaupt nicht sicher. Durch die Berufsorientierung in der Stiftung hatte ich die Zeit, meine Interessen abzuklären, die vorher nicht so konkret waren. Außerdem konnte ich einige Ideen ventilieren und habe schlussendlich herausgefunden, dass der Beruf Koch das Richtige für mich ist.


Wie ist es Ihnen bei Ihrem Ausstieg aus dem Unternehmen ergangen?

Nachdem ich erfahren habe, dass es einen Sozialplan gibt, ist mir das Ausscheiden aus dem Unternehmen nicht so schwer gefallen. Vor allem die Möglichkeit der Stiftung und die Chance der Weiterbildung haben mir Rückhalt gegeben.


Was bedeutete für Sie die Möglichkeit, eine berufliche Neuorientierung in Anspruch zu nehmen?

Für mich bedeutet das, dass ich sicherlich „würdevoll“ in Pension gehen kann. Es wäre mir nichts unangenehmer gewesen, als arbeitslos zu sein, etwas zu suchen und wieder gekündigt zu werden und wieder zu suchen. Außerdem bedeutet eine berufliche Neuorientierung für mich, etwas Neues zu machen, wieder Schwung und Elan zu haben und ich mich wieder ganz „ins Zeug“ legen zu können.


Was waren Ihre ersten persönlichen Eindrücke in der Stiftung?

Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Vor Eintritt in die Stiftung hatte ich ein Treffen mit dem Leiter der Stiftung, der mir die Vorteile einer Stiftung erklärt hat – sozusagen aus erster Hand. Das hat mir sehr geholfen, vor allem auch, weil er zu mir nach Vorarlberg gekommen ist.


Wie weit erhielten und erhalten Sie persönliche Unterstützung?

Auch die Betreuung in Wien durch die beiden Beraterinnen ist hervorragend. Wir sind immer in Kontakt, telefonisch oder per E-Mail. Ich muss ja auch immer meine Tätigkeitsberichte abgeben.


Wie denken Sie über Ihre Ausbildung?

Die Lehre als Koch macht mir sehr viel Freude. Bei Familienereignissen kann ich das Erlernte kochen und kredenzen, was mir schon sehr viel Lob eingebracht hat. Das hebt natürlich auch das Selbstwertgefühl!


Wie geht es bei Ihnen weiter?

Die Ausbildung ist auf zwei Jahre reduziert (von 3 Jahren). Ich muss noch zweimal in die Berufsschule nach Schloss Hofen und mache dann meinen Lehrabschluss. Derzeit mache ich mein Praktikum im Hotel Schwärzler in Bregenz, einem 4-Sterne Hotel mit sehr guter Küche. Einige Stationen mache ich durch, wie Salate und Vorspeisen, dann Beilagen und Suppen und zuletzt Rotisserie als dritte Station. Ich muss bei der Arbeit sehr konzentriert und wachsam sein und bin dadurch auch zu Hause in meiner Freizeit aktiver. Mein Traum wäre dann später ein eigenes kleines Feinschmeckerlokal.


Welche Rolle hatte Ihrer Meinung nach die Stiftung inne, dass Sie nun dieses Berufsziel anstreben?

Ohne die Unterstützung durch die Stiftung hätte ich diese Ausbildung nicht machen können, schon aus finanziellen Gründen. Ich hätte doch nicht als normaler Lehrling anfangen können mit ein paar Euro Lehrlingsentschädigung!


Was hat Ihnen rückwirkend in Ihrer Stiftungszeit am meisten geholfen?

Mir haben das Berufsorientierungsseminar, der Trainer und die Stiftungsberaterinnen sehr geholfen. Ich hatte Zeit zu überlegen, was ich machen möchte. Dafür möchte ich mich bei den verantwortlichen Personen bedanken, auch bei den Austrian Airlines, die mir den Stiftungseintritt ermöglicht hat.



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